LUST AUF GUT REPUBLIC OF CULTURE | München und drum herum 10 LUST AUF GUT Qualität ohne Grenzen REPUBLICOFCULTURE | München und drum herum | 10 DEUTSCHLAND 9 ISBN 978-3-9814654-7-1 www.republic-of-culture.deEin Wort vor dem Vorwort. Von Thomas Feicht. Designer, Architekten, Gestalter, Künstler, Händler und viele andere möchten, dass Städte wie Freiburg, Frankfurt, Karlsruhe, München, Stuttgart, und ? so gesehen werden, wie sie sind. Gut, lebendig, kreativ, geschäftig und eben multi-KULTURell. Stadt-Kultur, Bau-Kultur, Bar-Kultur, Körper-Kultur, Schlaf-Kultur, Tanz-Kultur, Kreativ-Kultur, Reise-Kultur, Wohn-Kultur, Spaß- Kultur, Marken-Kultur, Regional-Kultur, Lebens-Kultur, Lese-Kultur, Theater-Kultur, Unternehmens-Kultur, Museums-Kultur, Freizeit- Kultur, Diskussions-Kultur, Rede-Kultur, Ess-Kultur, Design-Kultur, Gestaltungs-Kultur, Schreib-Kultur, Jugend-Kultur, Sprach-Kultur, Verhandlungs-Kultur, Unternehmer-Kultur, Glaubens-Kultur, Einrichtungs-Kultur, … oder auch umgekehrt: Kultur-Land, Kultur- Einrichtungen, Kultur-Institutionen, Kultur-Träger. Natürlich geht es uns hier um einen erweiterten Kultur-Begriff. Und ganz konsequent wurde deshalb dieser virtuelle Staat der Qualität ge- gründet – die „Republic of Culture“ (Qualität ohne Grenzen). Dort wird die KLASSISCHE KULTUR mit der AUFTRAGS-KULTUR (Architektur, Design, Fotografie und Gestaltung), der „KOMMERZIELLEN KULTUR“ (Marken) und dem qualifizierten Handel (auch Galerien) vernetzt. Also eine Exzellenz-Initiative für Kultur ohne Grenzen und das GUT Gemachte. Und so nebenbei Stadt-, Design- und Kultur-Marketing der etwas anderen Art. Es ist aber auch eine Initiative gegen die reine Billig-billig- und Geiz-ist- geil-Mentalität. Mit viel „LUST AUF GUT“. Es geht also nicht um Hochkultur gegen Design gegen Schnick- schnack. Auch nicht um Abgrenzung. Es geht um eine ganzheitliche An-Sicht der Kultur. Wir wollen loben, ausloben. Die, die einfach versuchen, die Dinge gut zu machen. Thomas Feicht, Gestalter und Initiator der Republic of Culture und ihres Sprachrohrs LUST AUF GUT. Gut zu lesen. ........................................... 0304Nur gut macht wirklich Freude. Gut begeistert uns und schenkt uns ein gutes Gefühl. Gut hält, was es verspricht. Gut ist ein Wert – und Werte überdauern die Moden. Massives Holz gegen Pressspan, schönes Design gegen 08/15-Gestaltung, gute Architektur gegen Langeweile und Piefigkeit. Wertschätzen gegen wegwerfen. Das Gute ist in jedem Lebensbereich etwas, wofür sich zu streiten lohnt. Es ist die schärfste Waffe gegen Mittelmaß und Beliebigkeit. Eines Tages geht es den meisten so wie uns. Sie spüren: Es lohnt sich, in Gutes zu investieren. Gute Kultur, gute Bildung, gute Dinge. Für sie ist dieses Heft gemacht. Denn es hilft, das Gute jetzt auch gut zu finden. Nach Freiburg, Frankfurt, Stuttgart jetzt auch in München. Und kaum eine Stadt hat so viel Gutes zu bieten … Wir wünschen uns, dass sich die LUST AUF GUT auch hier auf Dauer Bahn bricht. Ein guter Anfang ist jetzt gemacht. Norbert Herold, Paul Wagner, Lothar Schmid, Vivian Baldszun Das Gute. Es ist immer und überall. Wo genau, steht in diesem Heft. ..................................................... 05Roc-Botschaft München: FREIE RADIKALE Werbeagentur Untere Weidenstraße 30, 81543 München T: +49(89) 416 15 66-22 www.fr-freieradikale.de www.republic-of-culture.de LUST AUF GUT 06.................................................. REPUBLIC OF CULTURE | München .................................................. Roc München 3. Dimension Angela Wiegand Design ARRI Auerberg Produkte Bachmann & Scher benwirth licht Bergwein Bernhard Policzka binnberg design Bodo Mertoglu brand modern Buchhandlung L. Werner Bulthaup München Cafe Luitpold Claus Heinemann Elektroanlagen GmbH Die Artillerie Dr. Heidi Orbeck E--N--A Embassy of Dreams Eva Frohwein G2 Printmedienmanufaktur Giesing Team glore fashion Headegg Ibis D’Oro Jürke Architekten Königsquelle Kornelia Székessy LaTarti Leica Store München Liquid-Color Max Frei Musikwerkstatt Mayer’sche Hofk unstanstalt Mona Davis Beat Münchener Kammerorchester Nipponoodles PAKKA bike Kultur Schmatz Naturkost Schmidhuber Silberfi sch Svenja Jander Theatiner Film Uta Scheven Physiotherapie Vinoteca Marcipane vitra. by StoreM Werner Murrer Rahmen Zechbauer Zigarren Zum Goldenen Kalb 07es handle sich dabei um einen etwas bräsig vor sich hinmo- dernden Mikrokosmos, der im Wesentlichen von dem Mythos genährt werde, dass es sich dort grundsätzlich schöner lebe als anderswo. Unter einer die Stadt überspannenden Glasglocke kästen dort aber nicht nur feine Lebensart und Stilbewusstsein, sondern auch eine weltabgewandte Arroganz und Selbstgefäl- ligkeit. Wer so etwas behauptet, lebt anderswo und meistens schlechter. Und in der Verachtung für die vermeintlich schlech- ten Eigenschaften der Münchner schwingt in Wahrheit eine große Bewunderung mit, mehr noch: Neid. Aber der Befund ist dennoch zumindest teilweise zu- treffend: München ist natürlich wunderschön. Es ist nicht arm, aber sexy wie Berlin. Es ist auch nicht reich und dabei manchmal vulgär wie Düsseldorf. Es macht sich nicht einmal Gedanken über solche Einordnungen, denn vor allen Dingen schaut es nicht auf andere Städte. Die sogenannten Anderen sind München schlicht egal. Sie vergleichen sich nicht, weil sie sich für unvergleichbar halten. Das ist die wahre Meisterschaft der Lässigkeit. Die Münchner haben insofern einiges mit den Mailändern gemein, sogar mit den Römern. Die Schönheit der Stadt befeuert andauernd die sichere Erkenntnis ihrer Bewohner, am besten Ort der ganzen Umge- bung zu Hause zu sein, was schon dadurch vereinfacht wird, dass es ringsherum kaum andere Orte in der Umgebung gibt. München ist in einem Umkreis von mindestens 500 Kilometern praktisch konkurrenzlos. Diese etwas herablassende Haltung macht die Bewohner anderer Städte in Bayern und darüber hinaus sauer. Sie singen dann, dass man den Bayern die Lederhosen ausziehen möge – und kommen trotzdem nach München, um beim Oktoberfest vor verschlossenen Zelten zu stehen. Auch das ist den Münchnern leidlich wurscht. Sollen sie doch da stehen, die Dortmunder, die Bremer und die Australier. Uns doch egal, wer bei uns nicht reinkommt. Da kommt das „mia san mia“ zum Ausdruck, jener nicht trotzige, aber bestimmte Ausruf des Münchners, den sie sich beim FC Bayern auf den Hemdkragen gestickt haben, damit die Preußen aus Madrid und Chelsea gleich wissen, dass die Münchner an schlechten Tagen vielleicht Punkte abgeben, aber niemals Demut zeigen werden. Das Selbstverständnis der Münchner, an einem wunder- baren Ort zu Hause zu sein, führt außerdem zum wunder- vollen Stenztum Schwabinger Art und zur gefühlsmäßigen Eingemeindung sämtlicher Ausflugsorte in erreichbarer Nähe, zum lässigen Rumgehänge vor Charles Schumanns Bar und zu großartigen Ansagen der U-Bahn-Fahrer („jetzt steigt’s scho eini, mir pressiert’s.“). Es beschert den Münchnern aller- dings auch einen sagenhaften Konservatismus, der sich alle paar Jahre in Bürgerentscheiden entlädt, die dann wiederum die Politiker der Stadt in tiefste Verzweiflung stürzen. In Mün- chen darf kein Haus höher sein als die Frauenkirche, haben die Münchner zum Beispiel entschieden. Und dass der Flughafen keine dritte Startbahn erhält. Modernität, Urbanität, städtebauliches Risiko? Fehlan- zeige. München bleibt für immer ein gemütliches Schlumpf- hausen – weil die Bürger es so wollen. Gerade ringen sie in der Stadt um einen neuen Orchestersaal. Sollte dieser jemals gebaut werden, dann wird er vermutlich so aussehen, als stünde er schon seit mindestens fünfzig Jahren in der Stadt. Mutlos nennen das die Architekten. Konsequent nennen es die eingefleischten Münchner. Es gehe seit Jahren nichts voran in der Stadt, schimpfen die Zugereisten aus Berlin, für die jeder Baukran ein Leuchtturm mit Blick in die Zukunft ist. „Uns doch vollkommen latte“, sagen die Münchner darauf schulterzu- ckend. Und verweisen kühl auf das Elend der Hamburger mit ihrer ruinösen Elbphilharmonie. So etwas könnte in München kaum passieren – weil so ein mutiger Entwurf nicht einmal vage in Betracht käme. Darüber kann man sich auch aufregen, aber es bringt nichts, denn dieser kuschelige Konservatismus der Münchner wird auch immer durch eine beinahe schon anarchistische Wurschtigkeit ergänzt, die man einfach lieben muss und die sich beispielhaft im Freizeitverhalten der Bewohner Münchens spiegelt. Am Freitagnachmittag ist in Hamburg noch jeder Arbeitnehmer am Platz. Erreichbar. Bis 18 Uhr, mindestens. In München sind die Büros dann schon lange leer. „Freitag ab eins macht jeder seins“, sagen die Münchner und hauen über- pünktlich ab, weil sie zum Skifahren oder zum Baden oder ins Café oder in den Englischen Garten wollen. Die Bereitschaft, gut zu essen, schön zu wohnen und sich vor allem nicht hetzen zu lassen, ist eine Grundvoraussetzung für das Leben in dieser Stadt. Und wo kommt sie nun her, diese unfassbare Lässigkeit? Diese fast gemeine Gering- oder Garnichtschätzung der An- deren? Dieses gut gelaunte Münchnersein? Es hat dazu schon viele Hunderte Erklärungsansätze gegeben, die ich gerne um die Sonnenblumentheorie ergänzen möchte. Es ist nämlich eigentlich ganz einfach. Bewohner eines Ortes orientieren sich immer nach Haupt-Himmelsrichtungen. Frankfurter sind auf den Taunus im Westen ausgerichtet, Kölner auch, weil dort die Eifel liegt. Wer in Hamburg wohnt, wird sich ebenso nach Norden orientieren wie ein Berliner, der Richtung Ostsee blickt. Die sehen – psychologisch be- trachtet– nie in die Sonne. Am Strand müssen sie ständig die Liegestühle umstellen, um überhaupt etwas von einem schö- nen Tag zu haben. Die Münchner hingegen sind auf den Süden polarisiert, auf die Berge und das, was dahinter ist. Münchner sind wie Sonnenblumen, die den ganzen Tag den Lauf der Sonne genießen können. Sonne macht glücklich. Und deshalb sind die Münchner in ihrer gelblich leuchtenden Stadt zufrie- dener als andere Menschen. Und deshalb können ihnen die Anderen auch ganz herzlich: mal den Buckel runterrutschen. Von München wird da und dort behauptet, 08Lust auf Gut | Jan Weiler Jan Weiler Journalist und Buchautor ist mit seinem neuen Programm „Mein neues Leben als Mensch“ auf Herbsttournee. www.janweiler.de Foto Enno Kapitza 09Next >