< PreviousHerr Grub, Frau Lejeune, Sie sind keine Dienstleister wie die meisten Architekten, sondern arbeiten als Planer, Gestalter und Macher in eigener Sache. Woher kommt der Eigensinn? Hermann Grub: Nach dem Studium entwarf ich das Alpamare- Erlebnisbad in Bad Tölz. Ich fand das Ding so schrecklich, dass ich selbst nie hineinging und ich schwor mir: An so einer Landschafts- verschandelung beteiligst du dich nie wieder. Petra Lejeune: Wir wollten immer etwas machen, woran wir auch selbst glauben. Und etwas, wovon möglichst viele Menschen etwas haben. Unser Begrünen von Innenhöfen schlug damals ein wie eine Bombe. Die Medien griffen das Thema auf, andere Städte wollten nachziehen. Es ging einfach immer weiter, ein Projekt folgte auf das andere. Die schönste Beschimpfung, die Sie seitdem gehört haben? PL: In Nürnberg sagte mal wer, das sind doch nur Sandkasten- spiele, und natürlich hörten wir immer wieder: Das geht doch gar nicht! HG: Weißt du noch, ebenfalls in Nürnberg, da drohte uns einer Prügel an, weil er sich nach der Umgestaltung eines Hofes massiv von spielenden und lachenden Kindern belästigt fühlte. Dann doch lieber stummen grauen Beton und Garagen, ha! Anstatt zu sagen: Wir brauchen immer mehr solcher grüner Höfe, damit sich die Kinder überall tummeln können und nicht nur in einem einzi- gen Hof. Wie sehr sollten Bürger ihr Wohnumfeld mitgestalten dürfen? PL: Das ist eine Gratwanderung, finde ich. Man muss es professi- onell moderieren, und so sehen wir im Übrigen auch einen wichti- gen Teil unserer Arbeit. Wenn Bürger nur ihre eigenen Interessen vertreten, dann ist das meistens noch lange nicht die beste Lö- sung für die Allgemeinheit. Laien können keine Städte planen. HG: Aber: Bürger haben ein Recht auf Transparenz, und sie for- dern es zu Recht immer häufiger ein, wie Stuttgart 21 oder die Debatte um die Energiewende zeigt. Wie lautet Ihr Erfolgsrezept für das Bohren dicker Bretter, für die Durchsetzung schwieriger, langwieriger Projekte? HG: Sie müssen selbst überzeugt sein und daran glauben, erstens. Zweitens, die Idee in jeder Hinsicht abklopfen, ob sie tragfähig ist. Drittens, es sollte eine Idee sein, hinter der sich möglichst viele Gruppen und Akteure versammeln können. Was Ihnen mit dem Thema „nachhaltige Stadtentwicklung“ oft gut gelingt. PL: Genau. Den Tunnel unter dem Englischen Garten finden ganz unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Interessen gut: Politiker, Autofahrer, Unternehmer, Manager, Fahrradfahrer, Jogger, Junge, Alte. Unser Ansatz war ja auch nie, nach Gutsher- renart etwas durchzusetzen. Wir suchten immer aktiv möglichst viele Unterstützer. Anders geht es auch gar nicht, wenn es um öffentliche Plätze geht. Wie steht es um den Tunnel, wann kommt er? HG: Wenn alles gut läuft und wenn der Stadtrat im Frühjahr grünes Licht gibt, könnten in sechs Jahren Autos durch die Röhre fahren und der Park wäre endlich wieder ein zusammengehöriges Ensemble, so wie er 1798 eröffnet wurde. PL: Und es ist ja auch eine wichtige verkehrstechnische Maß- nahme. Die gegenwärtigen Staus, die Umweltbelastung durch täglich rund 110.000 Autos und das derzeitige Provisorium in der Verkehrsführung machen einen Umbau dringend notwendig. IST: Seit fast 50Jahren durch- schneidet der Isar- ring das Münchner Gartendenkmal Englischer Garten. 110.000 Fahrzeuge durchqueren täg- lich den Park. SOLL: Die Stadt- autobahn liegt in einem knapp 400 Meter langen Tun- nel.Der Englische Garten, einer der größten Stadt- parks der Welt, ist wiedervereinigt. Die heutigen Staus sind dann Ge- schichte. interview | Grub, Lejeune 070Sieht die Stadt München das auch so? PL: Wir haben – finanziert von der Allianz Umweltstiftung – eine Machbarkeitsstudie anfertigen lassen, die dem Baureferat vor- liegt und derzeit geprüft wird. Wir brauchen jetzt einen Stadt- ratsbeschluss, aus dem hervorgeht, unter welchen konkreten Bedingungen die Fraktionen, die dem Ganzen übrigens grund- sätzlich positiv gegenüberstehen, das Projekt unterstützen. Das größte Hindernis ist die Finanzierung? HG: Ja. Der Tunnel wird rund 70 Millionen Euro kosten. Und den Löwenanteil müsste die Stadt zahlen. Wenn es gelänge, mehr pri- vate Gelder einzusammeln, etwa von großen Dax-Unternehmen aus München, dann würde es politisch leichter gehen. Wie viel Geld haben Sie denn bis jetzt? HG: Die größte zugesagte Spende, für die wir sehr dankbar sind, kommt von der Allianz Umweltstiftung. Es liegt ein Gutschein über eine Million Euro vor, für den Fall, dass es zur Umsetzung des Tunnels kommt. Dazu kommen viele Spenden von Münchner Bürgern, die zeigen, wie groß der Wunsch ist, das Projekt zu rea- lisieren. Warum zögern andere Großunternehmen aus München? PL: Wir haben den Eindruck, dass sie auf das entsprechende po- litische Signal warten, sprich: den Stadtratsbeschluss. Der würde Vieles erleichtern, dann könnte es zügig vorangehen. Im Frühjahr 2013 wird sich der Rat äußern. 70 Millionen Euro sind viel Geld. Warum ist Ihnen der Tunnel so wichtig, schließlich gibt es auch andere neuralgische Stellen am Mittleren Ring, an denen Anwohner mit Lärm und Umwelt- belastungen zu kämpfen haben? HG: Die Reparatur eines so bedeutenden Gartendenkmals mitten in der Stadt bei gleichzeitiger Lösung eines offenkundigen Ver- kehrsproblems ist ein Anliegen von öffentlichem Interesse. Ich finde es auch abwegig, die Verhältnisse an der Landshuter Allee oder an der Tegernseer Straße als Argumente gegen den Tunnel zu verwenden. Ein Übel ins Feld führen, um ein anderes Übel zu erhalten? Das ist doch absurd! Was tun Sie, wenn der Stadtratsbeschluss negativ ausfällt? PL: Das wird hoffentlich nicht passieren. HG: Ganz sicher nicht. Und falls doch? PL: Dann wäre das Projekt wohl erledigt. Ohne oder gegen die Stadt geht es nicht. Allerdings müssten dann zur Lösung der Stauprobleme zwei zusätzliche Fahrspuren in den Park betoniert werden. HG: Sechs Fahrspuren an der Oberfläche! Ich glaube nicht, dass es dafür innerhalb des Stadtrates oder in der Bevölkerung eine Mehrheit gäbe. Es würde Proteste hageln. Zu Recht. Sprich: Sie würden dann den Protest organisieren? PL: Ach, wir sind doch lieber für als gegen etwas … HG: Und wir sind Optimisten – die waren wir immer. Wir tun was wir können, damit jährlich rund 8 Millionen Parkbesucher den Englischen Garten grenzenlos erleben können. 071Max frei Musikwerkstatt Holzblasinstrumente Parkstraße 4 80339 München T: +49 (89) 30 77 77 60 072Musik-Kultur | Max frei Musikwerkstatt „Music is your own experience, your own thoughts, your wisdom. if you don‘t live it, it won‘t come out of your horn. they teach you there‘s a boundary line to music. But, man, there‘s no boundary line to art.“ Charlie Parker Foto Norbert Herold 073Zeit-Kultur | Bachmann & scher Wir lieben Uhren! Mitten im Herzen der Münchner Innenstadt, gleich um die Ecke am Bayerischen Hof befindet sich seit 2004 eine der ersten Adressen für hochwertige antike und moderne Armbanduhren in Deutschland. Das bekannte Geschäft in der Kardinal-Faulhaber-Straße wurde von Bachmann & Scher vor einigen Jahren übernommen. Uhrensammler im In- und Ausland schätzen die Fachkompetenz der Inhaber Thomas Bachmann und Joram Scher. 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