REPUBLIC OF CULTURE | Schwarzwald-Baar-Heuberg | 205 Qualität ohne Grenzen www.lust-auf-gut.de DE | CH | ATIn diesem Sinne Felix Ramert, Thomas Baur und Andreas Häfner Es wird Winter im Schwarzwald. Es wird dunkler, die Nächte werden länger. Der Schnee kündigt sich an. Man kann es riechen. Und alle Schwarzwaldbewohner begeben sich in den Winter- schlaf!? Weit gefehlt. Der Schwarzwälder ist viel zu umtriebig, um sich zu verkriechen und an die tiefen Temperaturen hat er sich im Laufe der Zeit hervorragend angepasst. Er hat sich einfach ein etwas dickeres Fell zugelegt. Und wenn er genug hat vom Winter, dann treibt er ihn einfach aus! So kann er auch bei überaus niedrigen Temperaturen noch seinen Ansprüchen an Qualität frönen. Denn auch wenn die schwarzen Wälder sich weiß färben, wird in der Region emsig geschaffen, getüftelt und hergestellt. Schließlich kommt von hier nur das Beste. Daran ändert der Winter überhaupt nichts. Das wäre ja noch schöner! Im Gegenteil, man hat ein bisschen mehr Zeit, ein bisschen mehr Ruhe, um das Gute zu genießen. Uns alle, als Bewohner dieser einzigartigen Region, eint die unnachgiebige Suche nach dem Besten, dem Nonplusultra in Sachen Qualität. Und weil wir nicht wären, wer wir sind, haben wir uns wieder, diesmal ganz zünftig, auf die Suche nach den Kleinodien im Umkreis gemacht. Und hex, hex – wir haben überaus Prachtvolles gefunden. Schwarzwald – närrisch gut! Wenn es Nacht wird im Schwarzwald… 02Ja, die dunkle Jahreszeit im Schwarzwald ist etwas ganz Besonderes. Denn in diese Jahreszeit fällt die Fasnet! Es ist die Zeit des Unsinns, die Zeit der Narren - verwurzelt im Schwäbisch-Alemannischen. Eine Inszenierung der Lebenslust, der Kräfte, die da wirken, bestechend in ihrer Opulenz. Ein unnachahmlicher Farbenrausch eingebettet in historische Bräuche. Dramatik pur durch die Fratzen und Masken und die Menschen im Häs! FastNacht Wie einzigartig diese Tradition ist, zeigt die Aufnahme der schwäbisch-alemannischen Fasnacht in die Liste des immateriellen Kulturerbes durch die UNESCO. Vielleicht sogar bald als UNESCO-Weltkulturerbe auf der internationalen Bühne zu sehen. Die Anfänge der Fastnacht gehen bis ins hohe Mittelalter zurück, als eine Zeit der Fress- und Saufgelage, eine Zeit der Zügellosigkeit vor der kargen Fastenzeit. Hier wurde der Begriff Narren- freiheit geprägt. Das Volk durfte vieles tun, was sonst undenkbar gewesen wäre. Geduldet von der Kirche, als Lehrstück für den Menschen, wie die Welt unter der Herrschaft des Teufels aussehen könnte. Die Rückführung ins Reich Gottes begann dann mit der Zeit des Fastens und der Einkehr am Aschermittwoch. Lassen Sie sich ein auf die Fastnacht, die dieses Mal den Rahmen für die vorliegende Ausgabe bildet. Genießen Sie das Gute und bleiben Sie gemeinsam mit uns dieser außerordentlichen Region gewogen. Im Häs oder ohne. 03Porsche Zentrum Schwarzwald-Baar Stauss Uhren & Schmuck Bettenhaus Alesi Hotel KunstWerk B Grießhaber – Uhren, Juwelen & Schmuck Restaurant VILLA Rottweil Baugenossenschaft Familienheim eG Sport Walter Event Schneiderei by Partyservice Mattes Culinara Lebensmittelmarkt Würthner Wohnen Gestaltbaar Silvia Binninger Versicherungsbüro Robert Mang Guido Bentner Branding BURKArt Fotografie Schulik Management Beratung Autohaus Helmut Hils Fahrrad Center Singer Museum Art.Plus Graselli1763 –Planungsbüro für Innenräume Restaurant Die Burg Harald Häring Immobilien Jo Müller Architekten & Ingenieure ILR Collection – Schmuckdesign Wiebelt – Lifestyle Concept Store Autohaus VAZ Held Schreinerei und Innenausbau KUNSTWERK Die Einwohner 04Villingen-Schwenningen Donaueschingen Aasen Wolterdingen Rottweil Schramberg Hornberg Zimmern o. R. Trossingen 0506 Foto: Thomas Herzog SingerEin Zentrum alter Bräuche In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg wird Fastnacht etwas anders gefeiert Geliebt von den Einheimischen, bestaunt von den auswärtigen Besuchern: Die Schwäbisch- Alemannische Fastnacht genießt in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg einen hohen Stellenwert. Statt Karneval wird hier „Fasnet“ gefeiert. Statt Pappnasen, Narrhalla-Marsch, Prunksitzung und Prinzenpaar sind die Aktiven mit handgeschnitzten Holzmasken, schweren Schellen, bemalten Gewändern oder als Hexen unterwegs. Warum dies so ist und wo in der Region Schwarzwald- Baar-Heuberg ganzjährig die sogenannte „Fünfte Jahreszeit“ erlebt werden kann, verraten Ihnen die folgenden Zeilen. Ein kurzer Gang durch die Geschichte der Schwäbisch- Alemannischen Fastnacht. 07Foto: Ralf Graner PhotodesignFoto: Thomas Herzog SingerFoto: Ralf Graner Photodesign Foto: Ralf Graner PhotodesignFastnacht im Mittelalter Bis ins späte Mittelalter und weit darüber hinaus wurde im christlichen Europa Fastnacht weitgehend ähnlich gefeiert. Erste Belege machen deutlich, dass die Menschen unter „Fast-Nacht“, die Nacht vor der vierzigtägigen Fastenzeit bis Ostern verstanden. Da während der Fastenzeit kein Fleisch, keine Eier und keine Milchprodukte erlaubt waren, völlerte und schlemmte man in dieser Nacht ausgiebig. Auch der Begriff „Karneval“ gilt als Beleg für diese Praxis: „carnevale“ heißt übersetzt: „Fleisch lebe wohl“. Von der Völlerei zum Tanz Da die Hühner das Eierlegen während der Fastenzeit nicht einstellten, wurden diese bis Ostern konserviert und dann gegessen. Damit erklärt sich die Herkunft der Ostereier. Während der Fastenzeit waren jegliche fleischlichen Genüsse verboten. Im Laufe der Zeit avancierte der damals höchst anrüchige gemischt- geschlechtliche Tanz zum festen Bestandteil des Fastnachtsfestes. Kirchliche Prozessionsmasken als Fastnachtsvermummung Ab etwa Mitte des 15. Jahrhunderts lassen sich erste Verkleidungen nachweisen. Das wilde, ausschweifende Treiben in der Nacht vor der Fastenzeit bot sich an, um unerkannt über die Stränge zu schlagen. Mit Ruß geschwärzte oder mit Mehl bestäubte Gesichter standen am Anfang fastnächtlicher Verkleidung. Die erste verbreitete Fastnachtsmaske stellte sehr wahrscheinlich den Teufel dar. Da nur sehr wenige Gläubige in der Lage waren, zu lesen und zu schreiben, fanden in der Kirche oder im Rahmen von Prozessionen regelmäßig Schauspiele statt. Diese sollten das biblische Geschehen anschaulich vermitteln. Dabei wurden auch Engels- und Teufelsmasken eingesetzt. Letztere – in der Regel aus Ton, noch nicht aus Holz – fanden den Weg ins Fastnachtsfest. Entweder willigte ein gutmütiger Mesner in ein Leihgeschäft ein, oder die Feiernden besorgten sich die Masken auf andere Weise. Fastnächtliche Teufel-Figuren gibt es in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg bis heute: beispielsweise der Triberger Teufel oder der Rottweiler Federahannes. Weitere Verkleidungstypen im Mittelalter Mit der Zeit tauchten weitere Negativgestalten der religiösen Schauspiele in der Fastnacht auf: beispielsweise Tiermaskierungen, namentlich Esel, Affen, Schweine oder Böcke als Verkörperung besonders schwerwiegender Sünden. In den Städten wurde die Figur des „tölpelhaften Bauern“ als Vertreter der sozial Verspotteten und Verachteten populär. Aber es gab auch Verkleidungen, die nicht ganz so bedeutungsschwanger waren: Oft zogen Männer einfach Frauenkleider über und – in seltenen Fällen – wohl auch umgekehrt. Nahezu alle genannten Verkleidungsformen haben die Jahrhunderte überdauert. Beispiele aus der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg sind der Villinger Butzesel, der Strohbär aus Wilflingen oder der Storch aus Wellendingen. Die Figur des Narren hält Einzug in die Fastnacht Ebenfalls im 15. Jahrhundert führte die in den Augen zeitgenössischer Theologen um sich greifende „Narrheit“ der Menschen, dazu, dass die Figur des biblischen „Narren“ Einzug in die Fastnacht hielt. In der Bibel heißt es im Psalm 52: „Der Narr sprach in seinem Herzen: es gibt keinen Gott“. In illustrierten Ausgaben wurde der Narr mit bedeutungsschwan- geren Attributen dargestellt, die sich bis heute in der Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht finden. Etwa die verhöhnende Verwendung der Mönchsgugel, eine eng anliegende Kapuze, wie sie damals von Mönchen getragen wurden. Darüber hinaus Esels- ohren und Hahnenkamm als Symbole sexueller Aktivität. Der Spiegel oder die Marotte als Ausdruck närrischer Selbstverliebtheit sowie Schellen, welche die fehlende Nächstenliebe des Narren verdeutlichen. So heißt es im ersten Korintherbrief des Paulus- Evangeliums: „Wenn ich mit Menschen- und Engels- zungen redete, hätte aber die Liebe [gemeint ist die Nächstenliebe, die caritas] nicht, wäre ich wie ein klingendes Erz oder eine tönende Schelle.“ Die meisten der genannten Attribute finden sich in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg bei den sogenannten „Weißnarren“ mit ihren bemalten Leinengewändern. Zu diesen zählen beispielsweise das Rottweiler Gschell, der Donaueschinger Hansel oder der Schömberger Fuchswadel. Der Einfluss zeitgenössischer Moden Mit den Jahrhunderten öffnete sich das fastnächt- liche Verkleidungsrepertoire immer mehr für zeitspezifische Moden. Speziell die Gruppe der Handwerksgesellen als eine der Hauptträger fast- nächtlicher Bräuche und Aktivitäten brachte von ihren weiten Reisen neue Ideen für die heimische Fastnacht mit. Der Mode des Barock werden beispielsweise die Pluderhosen und Halskrausen der bis heute in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg vorhandenen Narrenfiguren zugerechnet. Beispiele sind der Villinger Narro, der Schramberger Hansel oder der Bad Dürrheimer Narro. In der gleichen prunkvollen Epoche sollen erstmals geschnitzte Masken aus Holz erneut über geistliche Schauspiele und Prozessionen in die Fastnacht gelangt sein. Insbesondere die lächelnden Putten- gesichter, welche als Ausdruck des „schönen Scheins“ verstanden wurden und damit letztlich auch das „Teuflische“ repräsentieren. Im späten 18. Jahrhundert spricht vieles dafür, dass das italienische Stegreiftheater der „Commedia dell´arte“ den Impuls für die Entstehung der fast- nächtlichen Figuren des Bajass, des Domino und des Harlekins gegeben hat. Das Gewand des Domino leitet sich vom Kapuzenmantel der Mönche ab. Der Bajass trägt einen Pluderanzug mit Halskrause und Spitzhut. In der Region Schwarzwald-Baar- Heuberg erinnern etwa der Clon aus Wilflingen oder der Bajass aus Rottweil an diese Einflüsse. Die mittelalterlich geprägte Fastnacht wird reformiert Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hielt die verklärend- rückwärtsgewandte Geistesbewegung der Romantik Einzug in den deutschen Sprachraum. Mit ihr er- wachte das Interesse des Bildungsbürgertums an den „Sitten und Bräuchen“ der einfachen Leute. Mit dem Ziel, die derben Fastnachtgepflogenheiten zu reformieren, gründeten Bürger in Köln ein „Komitée“, das sich höchst erfolgreich daran machte, das Fastnachtsfest vollständig zu verändern. An die Stelle pöbelnder Maskenträger mit schweren Schellen und Holzmasken, die auf der Straße und in den Wirtschaften ihr Unwesen trieben, trat der elegante Karneval. Dessen Schwerpunkt lag auf gepflegten Saalveranstaltungen und prunkvollen historisierenden Umzügen. Insbesondere die Ver- ulkung des preußischen Militärs in vielerlei Facetten war ein typisches Merkmal des rheinischen Karnevals. Dieser breitete sich rasch in alle Himmelsrichtungen aus. Die bis dahin vielerorts durchgeführte Fastnacht mittelalterlicher Prägung kam deshalb zum Ende des 19. Jahrhunderts oft ganz zum Erliegen. 09Next >