< Previous48 01 03 Joseph Heimhuber Kunst-Kultur | Fotohaus Heimhuber Die Geschichte der Familie Heimhuber ist eng verbunden mit der Entwicklung der Fotografie und des Bergsports im Allgäu. Im Jahr 1876 grün- det der Fotografengeselle Joseph Heimhuber das erste Fotoatelier in Sonthofen, das schnell zum Zentrum der Porträtfotografie wird. Die ersten Aufträge umfassen klassische Porträts. Schon 1877 erscheint der erste Eintrag im Auftragsbuch: Ludwina Näher aus Imberg war die erste Kundin. Joseph Heimhuber ist jedoch nicht nur als Porträtfotograf bekannt. Als Pionier der Land- schaftsfotografie im Allgäu bringt er 1882 seine gesamte Ausrüstung auf den Mädelegabelferner, um dort die ersten Hochgebirgsaufnahmen zu machen – eine bemerkenswerte Leistung, die den Grundstein für die alpinistische Fotografie im Allgäu legt. 1899 wird er von Prinzregent Luitpold, mit dem er oft auf der Jagd war, als königlich- bayerischer Hoffotograf anerkannt. Seine Söhne Fritz und Eugen treten in die Fuß- stapfen des Vaters. Fritz, ein leidenschaftlicher Bergsteiger, Kletterer und Skifahrer, ist ein echter Innovator. Er ist 1901 Teil der ersten Skibesteigung des Nebelhorns und erfindet den Skistockteller aus Metall. Auch Eugen, der ebenfalls die Leiden- schaft für die Berge teilt, ist bekannt für seine eleganten Landschaftsaufnahmen und erweitert das Plattenarchiv des Unternehmens um Zehntau- sende Bilder. In den 1930er-Jahren eröffnen die Brüder das erste Colorlabor im Allgäu, und in den 1940er-Jahren tritt Fritz Heimhuber Junior in die Firma ein, wo er sich als einer der bedeutendsten Bergfotografen seiner Zeit etabliert. Die vierte Generation setzt 1970 das Erbe fort: Eugen Heimhuber Junior bringt neue Impulse in das Unternehmen. Schon früh nimmt er auf seinen zahlreichen Touren die Kamera mit, um spektakuläre Landschaftsbilder aufzunehmen. Neben Sportklettern und Skifahren beginnt Eugen Heimhuber als einer der Pioniere in Deutschland mit dem Drachen- und Gleitschirmfliegen und verewigt zahlreiche abenteuerliche Mountainbike- und Skitouren auf Fotografien. Fritz Heimhuber, Junior49 0405 02 Claudia HeimhuberLena Heimhuber Fritz Heimhuber, Senior Eugen Heimhuber, Junior50 Kunst-Kultur | Fotohaus Heimhuber Fritz und Eugen Heimhuber vor Einödsbach, 1907 Abwischen51 Fotohaus Heimhuber www.fotohaus-heimhuber.de Bahnhofstraße 1 87527 Sonthofen T: +49 (0) 8321 14 70 2012 wird unter der Leitung von Filmemacher Alexander Freuding das Projekt „Visuelles Gedächtnis Allgäu“ ins Leben gerufen, um das reiche Fotoarchiv der Familie Heimhuber zu sichern. Heute zählt das Heimhuber-Archiv zu den größten und am besten erhaltenen Fotoarchiven Europas. Seit 2016 führt Lena Heimhuber das Unternehmen in fünfter Generation. Der Laden wird modernisiert und ein Onlineshop eröffnet. Heute liegt der Fokus auf der Edition Heimhuber, einer Sammlung historischer Fotografien, die die spannende Geschichte der Familie und ihrer Verbindung zu den Alpen und dem Bergsport erzählt. Jede der Tausenden Aufnahmen, die die Familie Heimhuber gemacht hat, trägt eine eigene Geschichte. Vom ersten Porträt im 19. Jahrhundert bis zu den spektakulären Bergaufnahmen des 21. Jahrhunderts – das Erbe der Heimhubers ist eine einzigartige Chronik der Landschafts- und Bergfoto- grafie im Allgäu und angrenzender Alpenregionen, die auch heute noch in der Edition Heimhuber lebendig weitergegeben wird. Alter Heimhuber-LadenGenuss-Kultur | Allgäuer Alpenwasser Pantha rhei – Das Allgäuer Alpenwasser im Fluss der Zeit Foto: Sascha Gast53 Der Ursprung des Allgäuer Alpenwassers liegt verborgen in den Tiefen des Naturparks Nagelfluhkette. Hoch oben in den Bergen, wo die Luft klar und der Blick weit ist, schenkt uns die Landschaft Momen- te der Einkehr. Ein kraftvoller, reiner Ort, an dem wir den Alltag vergessen, an dem wir durchatmen, spüren, leben. Hier wird uns bewusst, was uns prägt: die majestätische Bergwelt, die unberührte Natur – unsere kostbare Heimat. Zwischen schroffen Gipfeln und sanften Almwiesen beginnt die Geschichte des Allgäuer Alpenwassers. Es ist nicht einfach nur ein Getränk – es ist eine gelebte Erzählung, geformt von der Natur, getragen von Menschen, über Generationen hinweg. Mit Herz, Verstand und manchmal mit den bloßen Händen wurde an einer Idee gearbeitet: reines Wasser aus der Tiefe der Berge, bewahrt, geschätzt, weitergegeben von Zeit zu Zeit.54 Es war kein Geschäftsmodell, das den Ursprung des Allgäuer Alpenwassers markierte, sondern ein Traum. Anfang des 20. Jahrhunderts erkann- ten Bergbauern und Handwerker die Kraft der Natur neu – nicht als etwas, das man sich aneig- net, sondern als etwas, das man bewahrt. Unter dichten Moosteppichen entsprang eine Quelle, deren Wasser bald als besonders rein, weich und klar galt. Über Tonröhren wurde es zur Abfüllung geleitet und fand dann, die Flaschen liebevoll per Hand etikettiert, seinen Weg auf die Märkte der Region. Die Tonröhren sind heute spezielle Trink- wasserleitungen und stehen unter Schutz. Im Jahr 1907 sicherte sich der Bäckermeister Michael Kast die Wasserrechte am „Himmeleck“, einem Quellgebiet inmitten der Allgäuer Bergwelt. Er gilt als der erste Gründer des heutigen Unter- nehmens. Mit einfachsten Mitteln begann er, das Wasser professionell zu fördern und zu vermarkten. Tonröhren leiteten das Quellwasser in Sammel- becken. Es war nicht nur Beruf, es war Berufung. Die Menschen behandelten das Wasser wie einen alten Freund – mit Respekt und Dankbarkeit. 1954 übernahm Fritz Stolzenbach den Betrieb und führte ihn unter dem Namen „Almglocke- Milchwerk“ weiter. Neben Milch begann er mit der Abfüllung von stillem Wasser – eine echte Pioniertat in einer Zeit, in der fast ausschließlich kohlensäurehaltiges Wasser nachgefragt wurde. Der Impuls kam durch stationierte Amerikaner in der Region, die stilles Wasser bevorzugten. So wurde das stille Wasser zum Exportschlager – sogar bis in den arabischen Raum. Technischer Fortschritt wurde mit Bedacht integriert. Die alten Tonrinnen wichen Edel- stahlleitungen, eine erste kleine Abfüllanlage wurde installiert – doch die Quelle selbst blieb unangetastet. Die Philosophie: Innovation mit Rückgrat. Der Mensch blieb im Zentrum, nicht die Maschine. Mit dem Verkauf an Hans Schleicher aus Mark- dorf in den späten 1980er-Jahren begann eine neue Ära. Eine moderne Abfülllinie für Glas- Mehrwegflaschen wurde errichtet – ein Mei- lenstein, denn erstmals wurden in Deutschland auch 1,5-Liter-Mehrweg-Glasflaschen angeboten. Schleicher setzte auf Nachhaltigkeit und ein klares Bekenntnis zur Herkunft. Die Flasche wurde zum Symbol: schlicht, elegant, echt – mit dem Verspre- chen, dass hier das Allgäu in jeder Füllung steckt. Nach intensiven Bohrungen wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen: eine neue Kategorie entstand. Das war die Geburtsstunde von natürlichem Mineralwasser. Die Marke „Allgäuer Alpenwasser“ wurde eingeführt. Das Unterneh- men wandelte sich zur Allgäuer Alpenwasser AG, erlebte in den 1990er-Jahren ein rasantes Wachs- tum und wurde 1998 als erstes Unternehmen am neuen Prädikatsmarkt der Münchener Börse gelistet. Die Marken „Stolzenbacher Tafelwasser“ und „Allgäuer Mineralwasser“ wurden in verschie- densten Verpackungen angeboten. 2001 erreichte der Umsatz einen Wert von 6,2 Millionen DM. Doch trotz Innovation und Tradition blieb der langfristige Erfolg aus. Finanzielle Engpässe führten zur Abwertung der Aktie. In dieser Zeit verloren viele Kleinaktionäre ihr Geld, so auch ein gewisser Felix Schädler. Um in seinen eigenen hu- morvollen Worten zu sprechen: „Ich habe die Ak- tie lieber gegen eine Leberkässemmel getauscht, als einen Totalverlust zu erleiden." Diesen Namen sollten wir uns merken, denn er wird für die zu- künftige Entwicklung des Allgäuer Alpenwassers noch von großer Bedeutung werden. 2004 stieg die Franken-Brunnen GmbH & Co. KG ein, übernahm in den Folgejahren die Mehrheit und führte das Unternehmen als Tochtergesell- schaft weiter. 2014 befand sich der Standort in Oberstaufen kurz vor der Schließung. Doch das war nicht das Ende. 2015 kehrte der frühere Kleinaktionär Felix Schädler zurück – diesmal als Retter des Un- ternehmens. Zusammen mit seinen Söhnen übernahm er Quelle, Marken und Betrieb. Mit einem Mix aus Herzblut, unternehmerischer Lei- denschaft und dem Mut, Dinge neu zu denken, hauchten die zwei dem Allgäuer Alpenwasser neues Leben ein. Neue Sorten, ein moderner Unternehmensauftritt, ein Umbau des gesamten Produktionsgebäudes, die Einführung der cha- rakteristischen Rindalphornflasche – ein klares Bekenntnis zur Heimat. Genuss-Kultur | Allgäuer Alpenwasser Foto rechts oben: Sascha Gast55 Historische Bilder (v.l.n.r.): Abfüllung 1921; Alpenwasser-Gebäude 1921; Alpenwasser-Mineralbrunnenbohrung 1996Genuss-Kultur | Allgäuer Alpenwasser „Das Wasser isch wieder in d’Bearg dohuim.“ Jonas Schädler, seine Frau Stephanie und Felix Schädler (v. l. n. r.)57 „Das Wasser isch wieder in d’Bearg dohuim“, sagt Schädler. „Composings aus anderen Bergregionen oder künstliche Bilder wurden komplett verbannt. Stattdessen steht die echte Nagelfluhkette, in Form des Rindalphorns, Pate für die Marke.“ Seit 2019 setzt Allgäuer Alpenwasser auf Nach- haltigkeit: Als erster deutscher Mineralbrunnen brachte das Unternehmen eine PET-Flasche aus 100Prozent Recyclingmaterial auf den Markt. Der Strom stammt aus Photovoltaik, die Maschinen laufen mit eigener Wasserkraft. Jonas Schädler, „der technische Kopf“, stellt in Aussicht: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, klimaneutral und energieautark zu produzieren.“ Strukturell wurde investiert: eine neue Produktionsstraße, ein moderner Maschinenpark, Lkw-freundlichere Ladezonen – alles mit dem Ziel, die Nachhaltig- keit und Effizienz sowie den aktuellen Standort zu stärken. Ein Umzug ist geplant, aber man wartet noch auf den richtigen Zeitpunkt. Verantwortung in einer neuen Zeit Heute wird das Unternehmen von Jonas und Stephanie Schädler geführt. Zwei junge Men- schen mit Vision, Bodenhaftung und einem tiefen Gespür für ihre Wurzeln. Für das Team hinter Allgäuer Alpenwasser ist Re- gionalität kein Marketing-Schlagwort – sondern gelebte Überzeugung. Statt anonyme Rohstoffe über weite Strecken zu importieren, setzen sie auf Partnerschaften direkt vor der Haustür. So arbei- ten sie mit ihnen persönlich bekannten Obstbau- ern vom Bodensee zusammen, beraten darüber, welche Sorten die passenden sind und zugleich nur wenige Kilometer Anfahrt benötigen – vom Baum bis in die Flasche. Auch beim Thema Zucker möchte das Unter- nehmen in Zukunft neue Wege gehen. Eine der Zukunftsvisionen ist zum Beispiel ein regionales Zuckerrübenprojekt, das langfristig die Abhängig- keit vom globalen Zuckermarkt beenden könnte. Ziele sind Transparenz, Nähe und Fairness. Die Bauern persönlich kennen, die Felder sehen, die Lieferkette nachvollziehbar machen – für alle, auch für die Kunden. Ein echtes Herzens-und Zukunftsprojekt ist der geplante eigene Apfel-Anbau im „Konstanzer- tal“. Gemeinsam mit der Hochschule für Obstbau in Weihenstephan wird an Sorten geforscht, die auch frostige Höhenlagen lieben – für noch mehr Wertschöpfung in der Region. Und es bleibt nicht bei Äpfeln: Der Traum reicht bis in den eigenen Holderhain, wo Holunder für die Schorlen geerntet werden soll. Oder hinauf aufs „Hündle“, um dort die Kräuter für den „Hidde – Schbrudl“ zu pflücken. „Ein paar Hundert Meter laufen – und mit den Händen ernten, was wir später mit dem Herzen verkaufen“, so beschreibt es Jonas Schädler. Das ist keine Utopie, das ist Philosophie. Und für all das braucht es Menschen, die diesen Weg mitgehen – Kunden, die nicht nur trinken, sondern verstehen, was in der Flasche steckt: echte Heimat, echte Verantwortung. Die zwei haben die Zuständigkeiten klar aufge- teilt. Stephanie ist für den Marketing- und Ver- triebsbereich zuständig, Jonas macht alles, was Technik anbelangt. Aber auch auf Felix Schädler ist nach wie vor Verlass, er ist für die beiden wie ein „Fels im Nagelfluhgestein“. Seine Erfahrung als Unternehmer, seine Expertise im Markt und sein Gespür für das Richtige, was es braucht, ge- ben dem ganzen Projekt eine grundsolide Basis. Stephanie und Jonas sind sich hundertprozentig einig, was die Wünsche für die Zukunft anbelangt: ein gutes Team, das mit derselben Leidenschaft die Marke nach vorne bringt wie sie selbst, Kun- den, die die Qualität und die Echtheit schätzen und ein neuer Firmensitz, der umweltverträglich und nachhaltig für die Zukunft aufgestellt ist. Da sprechen wir auch von Partnerschaften mit regionalen Landwirten, den Allgäuer Vereinen und dem Quellschutz mit dem Ziel einer Kreis- laufwirtschaft.Next >