Stiftung Buchkunst stellt vor | April
»Die Schönsten Deutschen Bücher« 2023
„Dieses Buch ist aus verschiedenen Formaten der Auseinandersetzung mit dem rechtsterroristischen Anschlag in Halle (Saale) am 9. Oktober 2019 hervorgegangen.“, heißt es im Vorwort der Herausgeber:innen Christina Brinkmann, Nils Krüger und Jakob Schreiter. Der Halle-Prozess: Hintergründe und Perspektiven, als Nachfolgeband der Dokumentationen der Strafprozesse gedacht, vereint persönliche Essays, wissenschaftliche Artikel, Interviews und künstlerische Auseinandersetzung. Die gestalterische Klarheit, fast Strenge, unterstreicht und visualisiert verschiedene Perspektiven. Ergebnis ist eine allumfassende Leseerfahrung, von der das Verständnis strukturellen Rassismus und Antisemitismus in allen Erscheinungsformen profitiert.
Reem A., Rebecca Blady, Kristin Pietrzyk u.a.
Der Halle-Prozess: Hintergründe und Perspektiven
Spector Books, Leipzig
Herausgegeben von: Christina Brinkmann, Nils Krüger, Jakob Schreiter (Hg.)
Gestaltung/Typografie: Hannah Englisch, Maja Redlin
Herstellung: Robert Stürzl / Spector Books, Leipzig
Druck: Druckhaus Sportflieger, Berlin
Am 9. Oktober 2019 hatte sich die jüdische Gemeinde in der Synagoge zu Halle versammelt, um ihren höchsten Feiertag zu begehen. Ein rechtsextremer Terrorist versuchte vergeblich, mit Mordabsicht in die Synagoge einzudringen. Anschließend schoss er auf mehrere Passanten und ermordete zwei Menschen, mehrere wurden schwer verletzt.
Die Publikation befragt die Umstände der Tat und ihre juristische Aufarbeitung. Die Synagoge stand nie unter Polizeischutz, nicht einmal zu Feiertagen. Das Gerichtsurteil wertete die Angriffe auf einen Imbissbetreiber und einen Passanten nicht als Mordversuch.
Kritische Texte, Aufsätze und Interviews, stellen das Ereignis in einen gesellschaftspolitischen Zusammenhang. Die Gestaltung des Bandes trägt den erschütternden Befunden durch eine streng sachliche Typografie Rechnung. Würde das mit einem sorgfältigen Satzspiegel, gut eingerichteter Schrift, funktionaler Platzierung der Paratexte und einwandfreiem Druck und Verarbeitung bereits hinreichend gelingen können, geht hier das typografische Konzept weit darüber hinaus. Der jeweils eigene Charakter der Perspektiven drückt sich in individuellen Satzspiegeln aus. Mit den realisierten Varianten allein ließen sich sechs bis sieben eigenständige Bücher gestalten. Diese Sorgfalt entspricht dem Anliegen der Herausgeber, deutlich zu machen, dass mit dem Strafprozess die strukturellen Voraussetzungen von Antisemitismus nicht beseitigt werden.
Die 25 »Schönsten Deutschen Bücher« sind vorbildlich in Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung. Die Auswahl berücksichtigt auch das leisere, solide gemachte Lesebuch. Die prämierten Bücher setzen Zeichen und zeigen wichtige Trends und Strömungen der deutschen Buchproduktion. In jeder der fünf Kategorien »Allgemeine Literatur«, »Wissenschaftliche Bücher/Fachbücher/Schul- und Lehrbücher«, »Ratgeber, Sachbücher«, »Kunstbücher, Fotobücher, Ausstellungskataloge« und »Kinderbücher, Jugendbücher« gibt es fünf Prämierte.
Seit 1966 begleitet die Stiftung Buchkunst mit Sitz in Frankfurt am Main und Leipzig kritisch die deutsche Buchproduktion. Ziel ist, die Qualität des Buches in technischer und künstlerischer Hinsicht zu fördern. Die Hauptaufgabe der Stiftung ist der Wettbewerb »Schönste Deutsche Bücher«. Mit ihren Wettbewerben will die Stiftung Buchkunst den Blick der Öffentlichkeit über den Inhalt hinaus auf buchgestalterische und buchherstellerische Spitzenleistungen lenken und damit dem Medium Buch und seiner Form zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Zur Teilnahme zugelassen sind Bücher aus deutschen Verlagen sowie Bücher aus ausländischen Verlagen, sofern die technische Produktion ausschließlich in Deutschland erfolgte.
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